В школе с углублённым изучением иностранных языков работает школьное научное общество, члены которого ежегодно выступают со своими исследовательскими работами и рефератами на городских Днях науки. Материалы данного школьного Круглого стола заседания секции "НЕМЕЦКИЙ ЯЗЫК" отражают страницы истории немецкого народа после переселения его в Россию в соответствии с Указом Екатерины Великой. Предназначены для расширения кругозора и углубления знаний учащихся по теме, изучаемой ими в 11 классе (УМК "Мозаика" авторского коллектива Гальсковой Н.Д).
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MUNIZIPALISCHE ALLGEMEINBILDENDE MITTELSCHULE
mit erweitertem Fremdsprachenunterricht
№ 8
DEUTSCHTUM
IN RUßLAND
(GESCHICHTE UND GEGENWART)
Материалы заседания Круглого стола
Дня науки учащихся школы. Секция " Немецкий язык" Руководитель проекта
учитель немецкого языка Колеошкина Наталья Фёдоровна
SMOLENSK 2014
INHALT
I. Einleitung. Warum sind sie nach Rußland angekommen.
II. Deutschtum in Rußland
1. Siedlungsgebiete der Deutschen in Rußland
2. Kulturelle und administrative Autonomie
3. Die Deutschen in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen
4. Weltkrieg. Deportation und Arbeitsarmee.
5. Die Amnestie
6. Familienzusammenführung
7. Die heutigen Siedlungsgebiete der Deutschen in Rußland.
III. Schlußfolgerung
IV.Literaturverzeichnis
I. Einleitung.
Warum sind sie nach Rußland angekommen.
Was für deutschsprachige Leute leben in Rußland, warum und wann sind sie angekommen? Für diese Fragen habe ich mich seit langem interessiert und hatte Wunsch das Problem tiefer zu erlernen.Ich habe Vieles in der russischen und in der deutschen Sprache in der Periode der Referatsvorbereitung gelesen, mit dem deutschen Jurnalisten Adolf Hoch aus Hagen per SKYPE gesprochen. Er hat mir mit Literaturquellen sehr geholfen.
Vor 250 Jahren erließ Katharina II, ein Manifest, in dem alle Ausländer aufgefordert wurden in Rußland sich niederzulassen.
Ich weiß jetzt genau, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland Jahrhunderte überstanden und geprägt haben. Peter der Große , der den Prozeß der Europäisierung Rußlands einleitete, zog viele Deutsche in seine Umgebung. Das waren Baumeister, Architekten, Ärzte, Offizere, Verwaltungsspezialisten. Aber bereits im Mittelalter ließen sich Kaufleute aus Deutschland in Nowgorod nieder. Deutschen besetzten verantwortliche Posten in Diplomatie, Administration und Armee. In Moskau entstand eine deutsche Vorstadt ´´Nemezkaja sloboda´´, in der sich Zar Peter 1. als Kind gern aufhielt. Darüber haben wir Texte in unseren Deutschlehrbüchern gelesen. In der Geschichte der Ansiedlung der Deutschen im Russuschen Reich können drei Perioden unterschieden werden:
1. Periode – 13. Jahrhundert bis erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, Gründung von Deutschen Gemeinden in den Staats- und Handelsmetropolen Russlands.
2. Periode – 1763 – 1769. Beginn der massenhaften Auswanderung der Deutschen nach Russland. Ansiedlung deutschen Kolonisten im Wolgagebiet, bei St. Petersburg, in den Gouvernements Tschernigov, Woronesh und in Livand.
3. Periode – 1787 – 1823. Niederlassung von deutschen Einwaderern in Wolhynien, in der Südukraine. auf dem Krim, in Bessarabien und Transkazkasien.in Wolhynien sowie in Podolien, Ansiedlung deutscher Handwerker in der Umgebung von St. Petersburg und Nowgorod. Gründung weiteennonitischer Gemeinden im Gouvernement Jekaterinoslaw und zweier
Die wohl schilderndste Figur im Verhältnis der Deutschen zu den Russen ist natürlich die deutsche Prinzessin Sophie Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst-Dornburg, die 1762 den russischen Zarenthron bestieg und Russland länger als drei Jahrzehnte zur inneren Einheit und Weltgeltung führte. Sie ist unter dem Namen Katharina die Große in die Weltgeschichte eingegangen. Kathrina hatte übrigens den rusischen Thron von Karl Peter Ulrich von Holstein-Gottorp,( einem Mann ebenfalls deutscher Abstammung ) übernommen, der als Zar Peter III. im Jahre 1762 den Zarenthron bestieg und nur drei Monate im Amt blieb. In weiten Teilen Rußlands gab es große Landstriche fruchtbaren, unbewohnten und ungenutzten Bodens.
Planmäßige Ansiedlung von Deutschen unternahmen Katharina II.,Paul I., Alexander I. Um dem Land neue Einnahmen zu verschaffen, erließ Katharina II. am 22. Juli 1763 ein Manifest, in dem Ausländer aufgefordert wurden, in Rußland sich niederzulassen.
Die von den russischen Zaren versprochenen Privilegien erschienen besonders verlockend angesichts der Not und der Mißstände. Unter diesen muß man vor allem
politische Unterdrückung durch die eigenen Fürsten und fremde Mächte,
Heeres- und Frondienste für eigenen Fürsten und für fremde Mächte
(Verkauf deutsche Soldaten nach Amerika, z.B),
wirtschaftliche Not, Mißernten, Hungerjahre,
strenge, oft ungerechte Verwaltung,
Siebenjähriger Krieg und Napoleonische Kriege,
Beenträchtigung der Glaubenfreicheit,
fremde Besatzung erwähnen.
Die meisten Auswanderer stammten aus Südwest- und Süddeutschland: Baden-Würtemberg, Pfalz, Elsaß, Rheinhessen. Die große planmäßige Übersiedlung deutscher Bauern in Rußland begann 1763 und dauerte bis 1842.
Der beschwerliche Weg – damals gab es noch keine Eisenbahn – führte bis Lübeck und von dort auf dem Wasser nach Petersburg. Von dort verlief die Weiterreise auf dem Landweg über Moskau oder auf dem Wasserwege auf der Wolga bis Saratow, wo auf einer geschloßenen Landfläche 104 deutsche Siedlungen angelegt wurden. Die Auswanderer sind gerade nach Rußland angekommen, weil die Verlockungen des Manifestes von Katharina II. für dieses Land sprachen:
die Gewährung der freien Religionausübung,
die Befreiung von Steuern für die ersten 10 Jahre,
Befreiung vom Milutärdienst "auf ewige Zeit",
die Gewährung einer eigenen Gemeinde – und Selbstverwaltung,
die unentgeltliche Zuwendung von 30 und mehr Hektar Land für jede Familie.
Besonders viele Deutsche waren im 18. und 19. Jahrhundert an der Akademie der Wissenschaften in Petersburg tätig.
Insgesamt haben deutsche Wissenschaftler und Künstler, Fachleute und Landwirte aktiv an der kulturellen Entwicklung Russlands mitgewirkt. Sie beteiligten sich ab 1905 am politischen Leben bei den größten Parteien. So kann man sagen, daß der Begriff Russlanddeutsche eine Sammelbezeichnung für Menschen deutscher Nationalität ist, die im Verlauf mehrerer Jahrhunderte in verschiedenen Gruppen nach Russland kamen und sich dort niederließen.
Warum habe ich dieses Thema für mein Referat ausgewählt?
1. Es ist 250 Jahre seit dem Manifesten von Katharina II.
2. Ich wollte die Geschichte des Landes mit Hilfe des Schicksals deutsches Volkes verstehen.
3. Das war für mich interessant.
4. Viele von russischen Deutschen haben für ihre neue Heimat Vieles gemacht. Es gibt in unserer Geschichte so viele deutsche Namen.
5. Ich stimme mit Jewgenij Jewtuschenko überein, der sagte: „Wir müssen wissen, wie das alles geschehen ist...... Das Wissen um die Vergangenheit bedeutet die Rettung der Zukunft – es ist ihr Garant“.
II. Deutschtum in Rußland
1. Siedlungsgebiete der Deutschen in Rußland
In den Jahren 1763 – 1768 wanderten rund 8 000 Familien mit 27 000 Familienmitgliedern ins Wolgagebiet ein. Sie möchten ihren deutschen Identität in Rußland erhalten. Der erste Eckpfeiler dazu war ihr Siedlungsgebiet.
Stammensmäßig waren die meisten Deutschen Evangelisten. Aber es gab auch Mennoniten. Die Siedlungen waren verschieden. Das erschwerte das Gemeinschaftsleben. Nachdem sie die ersten schwierigen Zeiten hinter sich gelassen haben, ging es den Deutschen im russischen Reich gut.Besonders gut am Schwarzmeer. Sie lebten in einer privilegierten Welt für sich, ohne Kontakt zu den leibeigenen russischen Bauern, ja, kaum einer sprach Russisch, sie bauten ihr Getreide an, Kartoffeln, Wein, Tabak, züchteten Vieh, trieben Gartenbau, pflanzten Wald an. Als 1804 ein anderer Zar erneut einlud, kamen wieder Mennoniten aus der Danziger Gegend, ihnen folgten sogar Südwestdeutsche.
Bald kommt ein Strom von Bauern aus dem mittleren und südlichen Deutschland, aus dem Elsass und der Schweiz. So geht es weiter, als der Zar den Türken die Gebiete entlang der rumänischen Grenze wegnimmt.
Der Strom endet im Jahr 1822. Schließlich wohnen nördlich des Schwarzen Meeres zwischen Donau und Don 100 000 Deutsche in 284 Dörfern. Um 1850 besitzen sie ein Sechstel des Nutzbodens in den dortigen russischen Gouvernements. Sie brauchen ihn auch, denn sie vermehren sich enorm, sie haben oft 10-15 Kinder in jeder Familie! Die Höfe waren 40m breit und bis 120m lang, so daß der Dorfplan einen regelmäßigen, fast schachtbreitählichen Eindruck machte. Da die Häuser alle nur immer einstöckig waren, beherrschte die Kirche mit dem hohen Turm das Dorfbild.
Die deutschen Kolonisten wurden bei der Ansiedlung angehalten, Bäume anzupflanzen. So hob sich ein deutsches Dorf wie eine Oase aus der sonst baumlosen Steppe hervor. Im Frühling lag das Dorf in einem Blütenmeer voll Honigduft. Oft sah man hinter den dichten Akazienbäumen die Häuser nicht mehr.
So gut wie diesen „Schwarzmeerdeutschen“ ging es den Deutschen an der Wolga nicht. Auch wenn man von solchen Unterschieden in der sozialen Lage absah, bildeten die Deutschen in Russland keine Einheit. Sie unterschieden sich vor allem darin, wie sie die Bibel auslegten. Aber so blieb es nicht in aller Ewigkeit für die Russlanddeutschen. Mit der Bauernbefreiung in Rußland 1861 werden sie der russischen Kreis- und Gouvernementsverwaltung unterstellt. Die russischen Behörden richten Schulen ein, in denen die Kinder Russisch lernen, und der Unterricht ist besser als in den deutschen kirchlichen Schulen vorher. Bald stellte sich die Notwendigkeit heraus, Fortbildungsschulen zu gründen. Um die russische Wirtschaft zu modernisieren, hatte schon 1860 der Zar Ausländern erlaubt, sich überall niederzulassen und jede Art von Tätigkeit auszuüben. Schon bald kommen deutsche Unternehmer und bauen Eisenbahnen, gründen Banken, Textilfabriken, Zementfabriken, Glas-und Maschinenfabriken, chemische und Zuckerfabriken. Daran beteiligen sich auch deutsche Kolonisten mit Fabriken für landwirtschaftliche Geräte und für die Veredelung landwirtschaftlicher Produkte. 1881 werden alle normale russische Staatsbürger. Die erste russische Volkszählung im Jahr 1897 stellt fest, dass im russischen Reich 1,8 Millionen Deutschsprachige leben, 1,4 % der Gesamtbevölkerung. Bei allen Rußlanddeutschen entwickelte sich mit der Zeit ein gut ausgeprägtes lokales Heimatbewußtsein. Im Unterschied zu Emigranten, die z.B. in die USA oder nach Kanada auswanderten, wollten die Siedler nicht im einheimischen Volkstum aufgehen. Sie wollten auch in der neuen Heimat Deutsche bleiben. Deshalb legten sie von Anfang an großen Wert darauf, ihren Glauben, ihre Muttersprache, ihre Sitten, Bräuche, Traditionen sorgsam zu pflegen, weiterzuentwickeln und an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben.
2. Kulturelle und administrative Autonomie
Ende der 1870-iger Jahre entsteht in Russland eine deutschenfeindliche Stimmung. Russland hatte erfolgreich Krieg gegen die Türkei geführt, aber danach zu wenig Einfluss auf dem Balkan bekommen, und das sei Bismarcks Schuld, meinen russische Zeitungen. Außerdem nähmen deutsche Siedler den russischen zu viel Land weg, das sei eine systematische Germanisierungspolitik. Dabei halten die meisten Deutschen treu zu ihrer neuen Heimat. In den Schulen unterrichtete man Russisch.
Die Deutschen bekamen aber Probleme. So z.B. dass sie Militärdienst leisten mußten wie andere Russen.1874 wurde die allgemeine Wehrpflicht auf die Deutschen ausgedehnt. Die Religion verbot dies den Mennoniten, deshalb wanderten 15 000 von ihnen zwischen 1874 und 1880 in die USA und nach Kanada aus. Von den übrigen Deutschen ziehen – als sie 1904 zu Russlands Krieg gegen Japan eingezogen werden – immer mehr, darunter viele Wolgadeutsche, nach Nordamerika, einige nach Brasilien, andere zurück nach Deutschland. Bis 1912 sind es 300 000 ! Auch nach Rumänien und Bosnien wandern sie aus. Einige von Deutschen fuhren nach Sibirien,wo die Gesetze des Zaren nicht so schnell und nicht so streng ausgeführt wurden. In den Wolga-Kolonien entwickelten sich im 18. – 19. Jahrhunderten verschiedene Arten von Handwerk. Als bedeutendster Neben-Produktionszweig galt das Weben feiner Baumwollstoffe. Fast bis 1890 war dieser Produktionszweig ausschließlich in deutscher Hand. In den Häusern der Kolonisten fanden sich bis zu vier Webstühle gleichzeitig. Alle Familienmitglieder waren, so lange das Tageslicht dies ermöglichte, mit dem Spinnen, Aufspulen des Garns und dem eigentlichen Weben beschäftigt. Die Einnahmen eines Webers betrugen im Jahr 54 Rubel (laut Angaben des Heimatkundemuseums Saratow). Den Vorrang vor allen anderen Produktionszweigen und Handwerksarten hatte das Schmiedehandwerk. In jedem deutschen Dorf gab es 2-3 Schmiede, die in vollem Umfang den gesamten Bedarf der bäuerlichen Wirtschaften deckten – von Pflugausrüstungen und Ersatzteilen für Kornschwingungen, bis hin zu Türgriffen, Nägeln und Verzierungen für Pferdegeschirre.
Aber der ungewöhnlichste Industriezweig war die Herstellung von Tabakspfeifen. Er entstand im Gouvernement Samara gegen Ende des XVIII. / Anfang des XIX. Jahrhunderts; später wurde er ins Gouvernement Saratow verlegt. Als Rohstoff dienten Wurzeln und Stämme von Birken und Ahornbäumen. Es gab insgesamt 19 verschiedene Arten von Pfeifen.. Von einfachen (für 4 Kopeken pro Stück) bis hin zu kompliziert gefertigten Fassungen aus Messing und Silber. Eine Vielzahl derartiger Pfeifen kann man in den Museen der Städte Engels, Saratow, Samara, Pensa und Sankt-Petersburg besichtigen.
Ab Mitte des XIX. Jahrhunderts nahm auch das Müllerhandwerk eine weitreichende Entwicklung, zahlreiche Ziegelfabriken lieferten das erforderliche Baumaterial. Im Wolgagebiet bauten sie große Dörfer, die häufig eher an eine Stadt erinnerten. Die Länge einer Straße betrug zwischen einem und drei Kilometern; sie waren zwischen 30 und 80 Meter breit. Zu beiden Seiten des Fahrweges verliefen Fußwege.In der Dorfmitte standen die Kirche und die Schule. Alle Höfe hatten die gleiche Größe. Die Häuser waren alle nur eingeschossig; deswegen erhob sich der Glockenturm der Kirche als höchstes Bauwerk über das Dorf. Geräumig und in strenger Anordnung standen die Gebäude auf dem Territorium des Gehöfts. Auf der einen Seite stand das langgestreckte Haus, abgetrennt vom Straßenzaun durch einen kleinen Blumengarten. Zwei Wohnungen mit vier Zimmern gewährten der Familie des Vaters und dem ältesten, schon verheirateten Sohn Obdach. Das Wohnhaus führte auf einer Seite zur Straße hinaus. Gegenüber, auf der anderen Seite des Hofes, der ebenfalls mit einer Seite zur Straße zeigte, befand sich die Sommerküche oder das Haus für die jüngere Generation. Die Viehställe trennten den Vorderteil des Hauses vom hinteren Bereich. Durch eine Öffnung in der Wand konnte man den Pferdemist direkt in den Wirtschaftshof werfen, aber niemals in den vorderen Teil des Hauses! Die Kolonistenhäuser zeichneten sich durch ihre außerordentliche Sauberkeit aus. Beim Bau eines einzigen derartigen Gehöfts wurden rund 570 Tausend Rubel aus Staatsgeldern verbraucht! Ein Pferd kostete Mitte des XVIII. Jahrhunderts ungefähr 9 Rubel Im Wolgagebiet wurden die Häuser aus Stein oder Holz gebaut. Die Gebäude waren gut eingerichtet und sauber geweißt. Die Dächer waren mit Blech oder Schilf gedeckt. Häufig konnte man auf dem Dach auch einen Hinweis darauf sehen, wann das Haus erbaut worden war. Bevor sie mit dem Bau ihrer Häuser begannen, mußten die Deutschen zuerst Bäume pflanzen.
Für die Verwaltung des Dorfes wurde ein Dorfältester gewählt, welcher gegenüber der Dorfversammlung oder der Bezirksstadt rechenschaftspflichtig war. Die Gouvernementsverwaltung der Kolonisten war dem Fürsorgekontor unterstellt, welches wiederum unmittelbar unter der Oberhoheit der Petersburger Regierung stand. In der zweiten Häfte des XIX. Jahrhunderts nahm innerhalb des russischen Adels, der Politiker und Intelligenz die Feindseligkeit gegenüber den in Rußland lebenden Deutschen und überhaupt gegenüber allem, was deutsch war, zu. In den Jahren des ersten Weltkrieges verschärfte sich der Haß gegen die Deutschen plötzlich.
An öffentlichen Plätzen war es ihnen verboten Deutsch zu sprechen, Predigten in deutscher Sprache wurden nicht geduldet und auch gesellschaftliche Versammlungen wurden den Deutschen strengstens untersagt. In Moskau wurde am 27. Mai 1915 ein Pogrom gegen Deutsche organisiert. Am 2. Februar und 13. Dezember 1915 wurde von der Regierung das Gesetz über die Liquidierung von Grundbesitz und Bodennutzung verabschiedet.
3. Die Deutschen in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen
In der Periode zwischen den beiden Weltkriegen erlebte die deutsche nationale Minderheit einen kurzen, stürmischen Aufschwung. 1918 wurde die „Arbeitskommune der Wolga-Deutschen“ gegründet, die 1924 in den Rang der „Autonomen Sowjetischen Sozialistischen Republik der Wolga-Deutschen“ (ASSR NP) erhoben wurde. 1924 verabschiedete der Räte-Parteitag die Verfassung der autonomen Republik. Offiziell wurde sie häufig auch „Stalins blühender Garten“ genannt, denn nach Einführung moderner Produktionsmethoden nahm sie den führenden Platz in der UdSSR ein. In einem nie dagewesenen Ausmaß entwickelten sich Industrie, Landwirtschaft und Kultur. In der Republik gab es ein weites Schulnetz, 11 technische Fachschulen, 5 Hochschulen, 3 Arbeiterfakultäten, 20 Kulturpaläste sowie das Deutsche National- und Kindertheater. Es erschienen 20 lokale und 5 regionale Zeitungen. Die Republik verfügte über alle Merkmale nationaler Bildung (2/3 der Bevölkerung waren Deutsche); sie stellte gewissermaßen ein Zentrum dar, wo Spezialisten für andere nationale Gruppen in anderen Gegenden der UdSSR ausgebildet wurden. Allen Bewohnern der vereinigten deutschen Siedlungen wurde das Recht der kulturellen und administrativen Autonomie zuerkannt (Schulunterricht in Deutsch, Verwendung der deutschen Sprache in den Selbstverwaltungsorganen und bei Gerichtsverhandlungen). Aber bereits im Schuljahr 1938/39 wurden alle Schulen auf dem Territorium der Wolga-Deutschen verpflichtet, den Unterricht nur noch in Russisch oder Ukrainisch abzuhalten, und 1939 wurden die deutschen Bezirke annuliiert. 1929/31 wurden alle Kirchen geschlossen und das Abhalten von Gottesdiensten verboten. Noch vor Beginn des Großen Vaterländischen Krieges entzog man den Deutschen alle Rechte der nationalen Minderheiten.
In den Jahren 1921 bis 1924 sowie 1932/1933 brach zum ersten Mal in der Geschichte der Rußland-Deutschen eine Hungersnot aus. Aufgrund des ersten Weltkrieges, des Bürgerkrieges und der Hungerperiode ging die Zahl der Deutschen auf 400000 zurück. Zur Zeit der Sowjets nahmen die Verfolgungen in Zusammenhang mit der deutschen Bevölkerung zu.1929/1930, im Verlauf der Kollektivierung und Entkulakisierung, wurden die Kolonisten-Männer in den Hohen Norden und nach Sibirien verschleppt. Ein besonders grausamer Schlag wurde den Deutschen durch die Massen-Repressionen der Jahre 1937/38 versetzt; die Anzahl der Verhaftungen in jeder Siedlung war von oben festgelegt. Opfer waren vorwiegend Bürger deutschen Ursprungs. Viele von ihnen besaßen Verwandte in Deutschland, den USA und Kanada. „Verbindungen zum Ausland“ und „Spionage“ lauteten die Begründungen für die Verhaftungen.
Die letzte Verhaftungs- und Erschießungswelle fand in den ersten Monaten nach dem Einfall der deutschen Truppen (22.06.1941) in die UdSSR statt, als die anfänglichen Verluste der Roten Armee die Suche nach den „Schuldigen“ provozierte. Mit Einführung der Kolchosen und der einhergehenden Entkulakisierung und Verstaatlichung von Grund und Boden in den Dörfern mit ursprünglich deutscher Bevölkerung begann ein Prozeß der Verschmelzung von Nationen. Dadurch veränderte sich auch das Äußere der Dörfer. Die Viehställe wurden abgerissen, die Häuser verkürzt. Stattdessen kamen immer mehr langgezogene Kuh- und Pferdeställe auf, die zur Kolchose gehörten. Anstelle der schönen Gebäude aus Stein begann man nun, vor allem am Dorfrand, „Lehmhütten“ zu bauen. Von der ehemaligen Pracht der Kolonisten-Siedlungen in den kaum wiederzuerkennenden Dörfern blieb keine einzge Spur übrig.
4. Der II. Weltkrieg, Deportation und Arbeitsarmee
Die Deutschen stellten die erste ethnische Gruppe dar, die nach der deutschen Invasion kollektiv ausgewiesen wurde. Laut Angaben der Volkszählung von 1939 lebten in der UdSSR 1.427.000 Deutsche. Es waren zum größten Teil Nachfahren der Deutschen, die von Katharina ins Land gerufen worden waren, die ebenfalls in Deutschland, in Hessen, geboren war. Sie sollten ihren Wohnsitz nach Rußland verlegen, um die weiten Gebiete im Süden des Landes zu bevölkern. 1924 schuf die Sowjetregierung an der Wolga eine autonome deutsche Republik. Die Wolga-Deutschen zählten 370.000 Personen – das entsprach einem Viertel aller in Rußland lebenden Deutschen. Sie lebten in den Bezirken Saratow, Stalingrad, Woronesch, Moskau und Leningrad; 390.000 lebten in der Ukraine. Deutsche siedelten auch auf der Krim in Georgien, im Nordkaukasus (Krasnodar, Ordschonikidse, Stawropol.Es gibt ein einzigartiges Dokument, den Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941 über die Massendeportation der Deutschen. Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR „Über die Umsiedlung der in den Wolgagebieten lebenden Deutschen“ vom 28. August 1941. Nach glaubwürdigen Nachrichten, die die Militärbehörden erhalten hätten, befänden sich unter der in den Wolga-Rayons lebenden deutschen Bevölkerung tausende von Diversanten und Spionen, die nach einem aus Deutschland gegebenen Signal in den von den Wolgadeutschen besiedelten Bezirken Sprengstoffanschläge verüben sollten. "Über die Anwesenheit einer so großen Zahl von Diversanten und Spionen unter den Wolgadeutschen hat bislang keiner Deutsche den Sowjetbehörden Meldung gemacht; folglich hält die deutsche Bevölkerung der Wolga-Rayons in ihrer Mitte Feinde des Sowjetvolkes und der Sowjetmacht versteckt. Im Falle von Diversionsakten, die auf Weisung aus Deutschland durch deutsche Diversanten und Spione in der Republik der Wolgadeutschen oder in den angrenzenden Rayons ausgeführt werden sollen, und für den Fall, daß es zu Blutvergießen kommt, wird die Sowjetregierung entsprechend den zu Kriegszeiten geltenden Gesetzen gezwungen sein, Strafmaßnahmen zu ergreifen. Um jedoch unerwünschte Ereignisse dieser Art zu vermeiden und ernsthaftes Blutvergießen zu verhindern, hat das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR es für notwendig befunden, die gesamte deutsche Bevölkerung, die in den Wolga-Rayons ansässig ist, in andere Rayons umzusiedeln" (1)
(1) Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR „Über die Umsiedlung der in den Wolgagebieten lebenden Deutschen“ vom 28. August 1941. (Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR – M. Kalinin Sekretär des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR – A. Gorkin (Nachrichten des Obersten Sowjets der UdSSR, 1941, N° 38)
Die Aussiedlung der Deutschen vollzog sich in aller Eile und in äußerst organisierter Form. Vom 3. bis 20. September 1941 wurden 446.840 Deutsche mit insgesamt 230 Transportzügen zu jeweils 50 Waggons deportiert. Mit jedem Transport wurden etwa 2.000 Personen verschickt! Die Züge waren bis zum Bestimmungsort zwischen vier und acht Wochen unterwegs – in die Bezirke Omsk und Barnaul, ins Gebiet Nowosibirsk, in die Region Krasnojarsk und den Süden Sibiriens. Laut Anweisungen gab man den „umzusiedelnden Personen“ eine „bestimmte Frist, um Lebensmittelvorräte für mindestens einen Monat einzupacken“. Es wurden schon im September aus Gorkij – 3.162, aus Moskau – 9.640, aus Tula – 2.700, aus Rostow – 38.288, aus Saporoschje 31.320 Personen, usw. verschleppt. Bis zum 25. Dezember 1941 wurden insgesamt 894.600 Menschen in Regionen Kasachstans und Sibiriens verschleppt. Die Mehrheit der in die Verbannung geschickten Wolgadeutschen wurden praktisch sofort auf die umliegenden Kolchosen bereits im Herbst 1941 verteilt.
Ab Januar 1942 begannen die Behörden alle Männer, außer Alten und Invaliden, in die „Arbeitsarmee“ zu jagen – hauptsächlich zum Bäumefällen sowie in die Kohleschächte des Kusnezker Beckens.Und im Sommer 1942 trieben sie zahllose Frauen, mit Ausnahme derer, die viele Kindern hatten, gegen ihren Willen „zum Fischfang“ in den Norden: nach Igarka, Ewenkien, in den Turuchansker Bezirk und auf die Halbinsel Tajmyr.1943 holten sie auch Halbwüchsige in die „Trudarmee“.Die „Trudarmeen“ waren in der Tat nichts anderes als Zwangsarbeitslager, umgeben von Stacheldraht und von bewaffneten Wachmannschaften umstellt. Auf dem Weg zu ihren Arbeitsplätzen wurden sie von einem Soldatenkonvoi begleitet, der den Befehl hatte, beim geringsten Verdacht zu schießen. Unter solchen Bedingungen kamen ungefähr 300.000 Menschen ums Leben.
5.Die Amnestie
Ab 1945 wurde die Existenz von Deutschen in der Sowjetunion totgeschwiegen. Man schrieb über sie weder in Zeitungen, noch in Zeitschriften und Büchern; sie wurden auch in der Öffentlichkeit und in Radiosendungen nicht erwähnt. Es gab keinen Briefwechsel mit den Verwandten im Westen. Diejenigen Wolgadeutschen, die am Leben blieben, wurden aus der Lagerhaft freigelassen; man schickte sie 1946 in die Verbannung – an genau die gleichen Orte. Damals, in den Jahren 1946.1947, wurde vom NKWD über alle Erwachsene eine persönliche Akte angelegt und geführt. Am 13. Dezember 1955 kam der Ukas des Obersten Sowjets der UdSSR „Über den Wegfall der Einschränkungen in der Rechtslage der Deutschen und ihrer in Sonderansiedlung befindlichen Familienmitglieder“ heraus. Die aus der ASSR der Wolgadeutschen Deportierten, aber auch alle anderen Deutschen, wurden im Februar und März 1956 aus der Verbannung entlassen, jedoch ohne das Recht in ihre Heimat zurückkehren zu dürfen. Die Kommandantur wurde abgeschafft, aber das Verbot der Rückkehr in die Heimat blieb. Auch die nationalen Rechte der Deutschen in der UdSSR wurden nicht wiederhergestellt. Tausende Familien zogen in die südlichen Bezirke der UdSSR um, es begann ein Prozeß der Wiedervereinigung von Familien, Zeitungen kamen wieder in deutscher Sprache heraus, Lutheraner und Katholiken fingen an Kontakte zu Glaubensbrüdern im Westen herzustellen. Laut Volkszählung des Jahres 1959 lebten in der UdSSR 1,6 Millionen Deutsche .
Am 29. August 1964 (nach 23 Jahren!) verabschiedete das Präsidium des Obersten Sowjet der UdSSR den Beschluß „Über die Aufhebung des Ukas des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941“ – „Über die Umsiedlung der Wolgadeutschen“. Dieser Entscheid entfernte von den Deutschen endlich den Schandfleck des Verrats und der Untreue gegenüber dem Vaterland. Allerdings wurde das, was im Ukas des Jahres 1964 versprochen wurde, an den jeweiligen Orten nicht eingehalten. Die Forderung der Deutschen über die Wiederherstellung einer autonomen Republik wurde als Nationalismus interpretiert. Deutsche Schulen wurden nicht wieder eingerichtet.
Die Kinder der Rußland-Deutschen sprachen in Dialekten, und einige konnten bereits überhaupt kein Deutsch mehr sprechen. Lediglich 3% aller Deutschen konnten einen Platz in höheren Bildungseinrichtungen bekommen.
Trotz der teilweisen Rehabilitation im Jahre 1964 sollten die Deutschen an ihren Verbannungsorten bleiben, für seine Rechte kämpfen. Es gab Probleme bei der Registrierung deutscher Kirchengemeinden. Das Unterrichtswesen in deutscher Sprache befand sich in einer Phase des Stillstandes. Viele Deutsche sahen einen Ausweg aus der Situation in der Ausreise in die historische Heimat, nach Deutschland. Für die Rußland- Deutschen war Deutschland ein „himmelblauer Traum“. Wegen dieses Traums riskierten sie alles: ihren Beruf, ihre Zukunft, Gesundheit, materielle Sicherheit, sogar Freiheit. Die Ausreise wurde durch zahlreiche Hindernisse seitens der Behörden erschwert. Erst 1972 erhielten Vertreter der deportierten Völker die Erlaubnis, ihren Wohnort frei zu wählen. In den vergangenen Jahren reisten etwa 120-150.000 Deutsche aus Sibirien und dem Ural in den europäischen Teil aus. Die anderen leben nach wie vor an den ehemaligen Orten ihrer Vertreibung. Diejenigen, die nicht nach Deutschland ausreisen wollen, siedeln in Gebiete mit größerer deutscher Bevölkerungsdichte um – in das Omsker Gebiet und die Altai-Region.
In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre lebten erneut die Diskussionen über eine Autonomie der Wolgadeutschen auf. Allerdings wurde keine Entscheidung über eine Wiederherstellung des deutschen nationalen Gebietes in den Regionen Saratow und Wolgograd getroffen. In den Nachkriegsjahren verläuft die Assimilation der Deutschen mit wachsendem Tempo. Veränderungen traten erst mit dem 1. Januar 1987 ein, mit der Verabschiedung des Gesetzes über Ein- und Ausreisen. Laut Volkszählung des Jahres 1989 hielt die Hälfte der Rußland-Deutschen Deutsch für ihre Muttersprache. An den Schulen findet praktisch kein Unterricht in der Muttersprache statt: es gibt keine Lehrkräfte und geeignete Lehrmittel. Als Fremdsprache wird Englisch gelehrt. Und eben deswegen sind die Deutschen um das Wiederaufleben und die Wahrung ihrer nationalen Traditionen besorgt.
6.Familienzusammenführung
Die Rußland-Deutschen hatten ihre eigenen Vorstellungen von den kulturellen Werten, die sie erhalten möchten. Die ältere Generation war immer und ist auch heute religiös. Das starke Gefühl der Familienzusammengehörigkeit, Treue gegenüber den alten Sitten und Gebräuchen, die Bereitschaft dem anderen zu helfen, Anspruchslosigkeit, Fleiß und Strebsamkeit sind die grundlegenden ethnischen Merkmale, die tief in der deutschen Kultur verwurzelt sind. Der Erhalt dieser Besonderheiten über Jahrhunderte bereichert noch die Vielfalt der deutschen Kultur: bereits längst vergessene kulturelle Werte – Sitten und Gebräuche, Lieder, Dialekte – leben in der Volkserinnerung wieder auf. Den Nachfahren der von Katharina der Großen im Jahre 1762 nach Russland eingeladenen Deutschen und auch der nachfolgenden Generationen, die sich vor Beginn des 20. Jahrhunderts in Russland niedergelassen haben, bot sich seit den 1960er Jahren die Möglichkeit, auf Antrag mit Begründung der deutschen Volkszugehörigkeit und/oder der Familien-zusammenführung in die Bundesrepublik Deutschland einzuwandern, wenn ihnen die Ausreise durch den zuständigen Staat gestattet wurde. Ab 1987 ermöglicht das neue sowjetische Gesetz über die Ausreise jedem Sowjetbürger die ungehinderte Ausreise aus der UdSSR, wächst der Zustrom von Aussiedlern aus der UdSSR in die Bundesrepublik. Insgesamt kommen rund 2,2 Millionen Menschen in die Bundesrepublik. Aber auch in ihrer historischen Heimat werden die Rußland-Deutschen mit Problemen konfrontiert. Man wirft ihnen oft vor, daß sie Fremde sind, und „keine Deutschen, denn sie sprechen ja nicht einmal Deutsch“. In Deutschland geht das Gerücht, daß die Rußland-Deutschen als „Wirtschaftsflüchtlinge“ dorthin gekommen sind und „auf unsere Kosten Rente kassieren“. Man macht sie dafür verantwortlich, daß es nicht genügend Wohnungen und Arbeitsplätze gibt, denn sie geben sich mit relativ kleinen Wohnungen zufrieden und sind schon glücklich über irgendeine Arbeitsstelle, selbst wenn diese nicht der beruflichen Qualifikation entspricht. In der ehemaligen Sowjetunion wird in den letzten Jahren vieles getan, um die Russlanddeutschen als fleißige, intelligente und arbeitswillige Leute zu behalten. Fast 100% der nicht deutschen Einwohner der GUS, die es mit den Russlanddeutschen zu tun haben, möchten, dass sie nicht wegfahren. In Deutschland dagegen, machen einige Politiker alles, um die Deutschen aus Russland und ihre Familienmitglieder nicht hereinzulassen. Die Deutschen aus Russland und ihre Familienmitglieder integrieren sich in der BRD im Vergleich zu den anderen Zuwanderungsgruppen am schnellsten, ihre Integration kann in ihrer Gesamtheit als vorbildlicher Erfolg bezeichnet werden. Laut der offiziellen Statistiken und dem Gutachten des „Instituts der Deutschen Wirtschaft“ wird bewiesen, dass die Aussiedler und Spätaussiedler erheblich mehr in die deutschen Sozial-versicherungs-,- und Rentenkassen einzahlen, als sie diesen entnehmen und somit die Haushalte von Bund, Ländern und Gemeinden stützen. Dieses Unverständnis wird durch die Unwissenheit der Massen über die Geschichte und das Schicksal der Rußland-Deutschen hervorgerufen. Für ihre Integration in Deutschland setzen sich die Landsmannschaft der Deutschen in Rußland sowie der Kulturrat der Deutschen aus Rußland ein. Ob sie dort zu „ihresgleichen“ werden? Die Zahl der Personen, die im Rahmen der deutschen
Gesetze über den (Spät)Aussiedlerzuzug ab 1993 aus Osteuropa und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion in die Bundesrepublik Deutschland aufgenommen worden sind, wird im in Deutschland von 2011 mit 2.507.950 beziffert. In der amtlichen Statistik für den Zeitraum von 1950 bis 2005 wird die Zahl der Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten mit insgesamt 4,5 Millionen beziffert.Die Zuwanderung von Aussiedlern (Spätaussiedlern) erreichte ihren Höhepunkt im Jahre 1990 mit 397 073 Personen. Die Zahlen gingen zurück. Sie sanken bis zum Jahre 2000 auf unter 100 000 Zuwanderer, welche die Voraussetzungen zur Anerkennung als Spätaussiedler erfüllten. Ihre Zahl ist bis 2011 (letzte aktuelle Zahl) auf 2.148 gefallen. Zur Kategorie der Spätaussiedler gehören alle Personen, die nach dem 01. Januar 1993 in die Bundesrepublik Deutschland zugezogen sind. Wer vor dem 01. Januar 1993 eingewandert ist und als Aussiedler anerkannt wurde, behält diesen Status.
7. Die heutige Situation der Rußland-Deutschen
Dörfer mit ausschließlich deutscher Bevölkerung, wie es vor dem Krieg der Fall gewesen war, existieren heute auf Territorium Rußlands nicht mehr. Laut Volkszählung des Jahres 1989 lebten in der UdSSR ungefähr 2 Millionen Deutsche(2). Tatsächlich kann die Zahl größer gewesen sein, denn zu jener Zeit war es riskant sich als Deutscher zu bezeichnen. Am 1. Juli 1991 wurde der 1938 aufgelöste deutsche Nationalkreis Halbstadt (Nekrassowo) im Altai wiedergegründet, am 18. Februar 1992 erfolgte die Gründung des deutschen Nationalkreis Asowo (bei Omsk). Bei Saratow und Wolgograd sollen weitere Nationalkreise oder -bezirke (Okrugi) gegründet werden. In der Nähe von Uljanowsk an der Wolga wurde ebenfalls Anfang der 1990er Jahre der deutsche Dorfsowjet (Dorfrat) von Bogdaschkino gegründet. Die Zukunft dieser autonomen Gebilde auf unterster Stufe ist jedoch fraglich, weil die alteingesessene deutschstämmige Bevölkerung auch von dort mehrheitlich bereits ausgewandert ist. Im Jahr 2010 stellten die Russlanddeutschen nur noch in der Region Altai und im Gebiet Nowosibirsk die größte Minderheit.
In folgenden Regionen leben auch heute noch deutschstämmige Minderheiten: Kaliningrad, Altai, Nowosibirsk, Omsk, Tomsk,Orenburg, Saratow, Wolgograd, Chakasien, Komi.
Bevölkerungsanteil der Russlanddeutschen von 1939 bis 1989:
1939: 862 504
1959: 820 016
1970: 761 888
1979: 790 762
1989: 842 295
Die im Altai lebenden Deutschen sind zum größten Teil ausgewandert, dennoch gibt es auch hier wieder einen deutschen Nationalkreis.
(2)Deutsche in Rußland und der GUS (1763-1997), Deutschland, Stuttgart, 1998
Es ist heutzutage rund 0,41 % der Deutschen in dem gesamten Bevölkerung Russlands. In Sibirien leben proportional mehr Deutsche als in anderen Regionen, mehr als 350.000 Russlanddeutsche. In den vergangenen Jahren hat sich die Emigration aus Rußland nicht vermindert. Sie wollen wie Deutsche unter Deutschen leben, ihren Kindern die Möglichkeit geben deutsche Schulen zu besuchen, für sich und ihre Familien eine neue Lebensart schaffen. Der älteren Generation fällt es schwerer, aber Kinder eignen sich eine neue Lebensweise schneller an.
III. Schlußfolgerung
Fast 90 % der befragten Deutschen aus Russland und ihrer Familienmitglieder,die 5 Jahre und länger in Deutschland leben, sind der BRD sehr dankbar dafür, dass sie sie in ihrer historischen Heimat aufgenommen hat, und sie halten ihren Umzug nach Deutschland für einen richtigen Schritt.
Im Jahre 2000 waren es 97 %, im Jahr 1995– fast 99 %. Über 80 % der Deutschen aus Russland sind nach Deutschland gekommen, um hier als Deutsche eine neue Heimat zu finden und für ihre Kinder die Grundlage für eine bessere Zukunft zu schaffen. Im Jahre 1995 waren es 87%. Insgesamt haben fast 80 % der Deutschen aus Russland die Familien- und Nationalgründe auf den 1. Platz gestellt und sie als Hauptursache Ihrer Umsiedlung angegeben.(3)
Auf die wirtschaftlichen, politischen und religiösen Gründe als Hauptursache der Umsiedlung haben die wenigsten gezeigt. Fast 83 % der befragten Aussiedler und Spätaussiedler werden nie zurückkehren oder Deutschland verlassen. Im Jahre 1995 waren es knapp 89%. Fast drei Viertel der Befragten, die 5 Jahre und länger in Deutschland leben, fühlen sich hier in Deutschland ganz oder zum Teil zu Hause - als Deutsche unter den Deutschen. Jeder 6. fühlt sich nicht ganz so wie die obenerwähnten, die meisten von dieser Gruppe sind aber sicher, dass es sich mit der Zeit zum Positiven ändert. Über 10% fühlen sich noch fremd, fast alle von ihnen zweifeln daran, dass sie sich hier irgendwann zu Hause fühlen werden (im Jahre 1995 waren es 6,3%). Große Teile der Einwanderer aus Russland konnten sich im Laufe der Jahre beruflich oder auch als Unternehmer erfolgreich etablieren. Das hängt im Großem und Ganzem von guter Bildung und beruflicher Ausbildung der Migranten, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt gute Chancen hatten und diese immer noch besitzen. Ich konstatierte, dass sie aufgrund ihrer Intelligenz, Mobilität, Fleißigkeit und Arbeitswilligkeit in erheblichem Maße zur Sanierung strukturschwacher Gebiete beigetragen haben. Adolf Hoch, der deutsche Jurnalist, hat mir erzählt, daß die Deutschen, die 2 Jahre und länger in Deutschland leben, haben eine niedrigere Arbeitslosenquote als die,die im Bundesdurchschnitt liegt.
(3)Deutsche in Rußland und der GUS (1763-1997), Deutschland, Stuttgart, 1998.
Dies ist eine Folge der Einwanderung aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion: In manchen deutschen Städten gibt es Gegenden, in denen (auch von Deutschstämmigen) überwiegend Russisch gesprochen wird. Russischsprachige Zeitungen wie "Rheinskaja Gazeta" oder "Russkaja Germanija", dazu Werbung deutscher Unternehmen in deutscher und russischer Sprache auf den russischen TV-Kanälen, die in Deutschland empfangen werden können, kommen dem anhaltenden Bedürfnis vieler Zuwanderer, auch in Deutschland russische Sprache und Kultur zu pflegen, sehr entgegen. Im Zusammenwirken damit ist sogar eine deutsch- russische Mischsprache entstanden. Es gibt zum Beispiel deutsche Studenten aus Russland, die akzentfreies Deutsch sprechen, da sie entweder noch vor der Einschulung nach Deutschland eingewandert sind oder hier sogar geboren wurden. Das anfangs negative Bild der Deutschen aus Russland beginnt langsam in der breiten deutschen Öffentlichkeit zum Positiven sich zu wenden.
Es war sehr interessant an diesem Thema arbeiten. Natürlich habe ich Vieles aus dem Internet entnommen. Von Vielem möchte ich noch erfahren. Ich habe z.B. gefunden, daß es unter unseren bekannten Politikern, Unternehmern, Gelehrten, Schriftstellern,Schauspielern, Sportlern,Malern und Architekten viele Deutsche gab und gibt. Darunter
Wjatscheslaw von Plehwe – Innenminister
Alexius II. – ehemaliger Patriarch von Moskau und ganz Russland und Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche
Herrmann Gräf – ehemaliger Wirtschaftsminister der Russischen Föderation, der Vorstandsvorsitzende der Sberbank
Alexei Borissowitsch Miller – der Vorstandsvorsitzende des russischen Konzerns Gasprom
Alfred Koch – russischer Unternehmer, Publizist und Staatsmann
Andre Geim – Physiker, Nobelpreisträger
Rudolf Abel – einer der erfolgreichsten Agenten der UdSSR in den USA
Konstantin von Benckendorff – General und Diplomat,Wissenschaftler und Ingenieure
Boris Rauschenbach – Physiker und einer der Begründer der sowjetischen Raumfahrt
Friedrich Zander – Erfinder und Raketenbauer
Wladimir Wiese – Ozeanologe
Alexander von Bunge – Botaniker und Arzt
Wladimir Peter Köppen – Geograph, Meteorologe, Klimatologe und Botaniker
Ernst Theodorowitsch Krenkel – Polarforscher
Fjodor Schechtel – Architekt
Alexander Iwanowitsch Herzen – Philosoph, Schriftsteller und Publizist
Denis Iwanowitsch Fonwisin – Satiriker und Komödiendichter
Wilhelm Küchelbecker und Anton Antonowitsch Delwig– Lyriker
Helena Petrovna Blavatsky – Okkultistin und Schriftstellerin
Afanassi Fet – Dichter
Sinaida Hippius – Lyrikerin und Autorin
Karl Pawlowitsch Brjullow – Maler
Wsewolod Meyerhold – Regisseur und Schauspieler
Heinrich Neuhaus und Swjatoslaw Richter – Pianisten
Bruno Freindlich und Alissa Brunowna Freindlich – Schauspieler
Alfred Schnittke – Komponist und Pianist
Gidon Kremer – Geigenvirtuose
Reinhold Moritzewitsch Glière und Lew Konstantinowitsch Knipper – Komponisten
Olga Knipper – Schauspielerin und Ehefrau von Anton Pawlowitsch Tschechow
Janna Kopylowa-Frieske – Sängerin, bekannt als Janna Friske
Waleri Brumel – Leichtathlet
Boris Blank – Eishockeyspieler
Alexander Dück – Eishockeyspieler
Andreas Beck – Fußballspieler
Konstantin Engel – Fußballspieler und viele andere
Es war interessant zu erfahren, dass der erste Übersetzer "FAUST" von Goethe (1838) Eduard Huber auch aus Ansiedlern stammte. Wenn wir mehr Zeit hätten, könnten wir von Dialekten der deutschen Sprache der Kolonisten sprechen oder mehr von Menoniten, ihren Sitten und Bräuchen erzählen. Das ist Beispiel des Absterbens dieser Volksgruppe, deren Nationalität und Konfession zwei untrennbare Konzepte sind, wie in jeder anderen Religion. Deutsch war ihr Konfessionsprache, aber sie nannten sich selber nur Menoniten. Aber, wie man sagt:" Es ist unmöglich, die Unendlichkeit zu fassen". So könnten wir bis Unendlichhe arbeiten.
IV.Literaturverzeichnis
1. Deutsche in Rußland und der GUS (1763-1997),
Deutschland, Stuttgart, 1998 „Die Zone der totalen Ruhe“,
2. Deutsche in Rußland ,Universitätsverlag Potsdam 2011
3. German A.A., A.N. Kuotschkin. Die Deutschen der UdSSR
in der „Trudarmee“ (1941-1945), Moskau,
(Drei Jahrhunderte Geschichte), 2001
4. http://dnb.de/ abrufbar.
5. http://info.ub.uni-potsdam.de/verlag.htm
6. Orlowa O.W. Geschichte des Vaterlandes. 20. Jahrhundert,
Sankt-Petersburg, 2003
7. Russlanddeutsche in den Kriegs- und Nachkriegsjahren,
Verkag Augsburg, 2003
8. Volk auf dem Weg: Deutsche in Russland und in der Sowjetunion